Rundschreiben 122
Essen, den 20.05.2025
Liebe Freunde und Mitglieder, Spender und Förderer,
meine 25. Malawi-Reise vom 2. bis 18.5.25 war turbulent- mit viel Licht und Schatten! Ich konnte 24 abc–Schulen und 7 Baustellen auf noch schlechter gewordenen Straßen und Pisten besuchen.
Erfreulich ist, dass wir in diesem Jahr 7 weitere Primar- und Sekundarschulen bauen können. Anfang September werden die Schulen fertig und ausgestattet sein und den Behörden übergeben werden. Immerhin haben wir dann in Malawi 61 Schulhäuser stehen und insgesamt mit Südamerika und Asien 71 mit über 32 000 Schülern.
In der ersten Woche war ich in den Distrikten der mittleren Region unterwegs. Der Schulleiter der Mlambe Primary hatte mit unserer finanziellen Hilfe 6 solarbetriebene Felder-Bewässerungsanlagen, drei an unserer Schule und drei in Gemeinden, eingerichtet. Ich war natürlich neugierig, wie das funktioniert. Erst wurde ein großes Loch ausgebaggert, das mit Grundwasser zulief. Daneben wird ein Solarpaneel aufgestellt, das mit einem Saugrüssel verbunden wird. Dieser schickt das Wasser durch Schläuche auf die Felder. Simpel, aber oho! Mit einer relativ preiswerten Lösung konnten wir für die genannten 6 Anlagen und für eine viel bessere Ernte sorgen.
Beim 2. Schulbesuch gab es eine große Überraschung: Der Schulleiter führte mich in einen leer geräumten Klassenraum. Dort saßen viele Zweitklässler auf Matten auf dem Boden und hatten alle ein Tablet in der Hand und einen großen Kopfhörer auf. Absolute Stille! Die Kinder ließen sich durch unseren Besuch kaum stören und arbeiteten ein Mathe-Programm ab.
In einer Ecke stand ein großer Schrank für das Lagern und Aufladen von 92 Tablets! Daneben ein großer Schrank für die Energieversorgung - und auf dem Dach waren 3 zusätzliche Paneele angeschraubt. Ich war von den Socken! In der nächsten Schule die gleiche Überraschung: 93 Tablets waren dort. Geliefert und programmiert für die Schuljahre 1-4 mit Sprache-, Mathe-, und Science von Unicef! Ich habe mir die Programme kurz angesehen, sie waren ansprechend gestaltet, inhaltlich aber schlicht. (Hätte Spectra besser gemacht!). Später erfuhr ich in der Botschaft, dass auch Deutschland daran beteiligt war.
5 Schulen waren in der Region für das Projekt „BeFit“ ausgewählt, 2 davon waren abc-Schulen! Bei unserer Aluta-Preschool war das Küchenhaus ungenutzt. Seit Januar hatte US-Aid die Finanzierung des täglichen Porridges für die 143 Kinder, davon viele Waisen, eingestellt. Ohne Begründung! Danke Mr. President Trump! Wir haben für den Übergang die Naturalien für ein halbes Jahr beschafft. Zwei Tage später gab es wieder Porridge.
In der zweiten Woche war ich in den südlichen Distrikten unterwegs. Mit dabei war ein Sponsor, der eine Full Primary mit Brunnen und Solaranlage in der Teeplantagengegend von Thyolo finanziert. Wir waren sehr erstaunt, wie viele Eltern und Chiefs und Officials gekommen waren.
Freude und Danksagungen machten deutlich, wie wichtig den Anwohnern der Bau einer Schule ist. Die Grundmauern waren schon gesetzt. Im September wollen Frau und Herr Stoll bei der Einweihung dabei sein.
In diesem Jahr kommen wieder 5 Sponsoren nach Malawi, um Ihre Schulen zu besuchen. Das wird wie immer ein tolles Fest für die Besucher.
Bei weiteren Schulbesuchen traf ich wieder auf völlig überfüllte Klassen, z. B. in der Mubea Schule. Dort hatten wir 2019 eine Junior-Primary mit 4 Klassen gebaut, 2022 einen Erweiterungsbau und 2024 einen zweiten. Jetzt haben sie dort 12 Klassenräume für 1028 Kinder! Und o Wunder - der Staat hat den Bau von 2 weiteren Klassenräumen begonnen. (Wirkte aber eher wie eine ruhende Baustelle.)
In einer anderen Schule hockte in einem überfüllten Klassenraum ein gelähmtes Mädchen auf dem Boden. Das arme Kind konnte sich nur mit den Händen vorwärtsbewegen. Habe ihr einen Rollstuhl versprochen. Sie wusste gar nicht was das ist! Nächste Woche wird sie ihren Wheelchair haben.
Bei einer Schule hat der Chief dafür gesorgt, dass mit eigenen Mitteln ein Lehrerhaus entsteht. Dafür wurden schon sehr viele Lehmbausteine geformt und zum Trocknen ausgelegt.
Noch ein kleines Wunder, ein Sponsor hat es geschafft, dass die Regierung neben unserem Schulbau ein Lehrerhaus bauen lässt.
Die Regierung verlangt, dass sogenannte Quarry Stones zum Schulbau verwendet werden, statt der üblichen roten Ziegelsteine. Sie bestehen aus Sand, Zement und werden von der Sonne getrocknet. Diese Bestimmung soll verhindern, dass beim Brand der Ziegel viel Holz verbraucht wird. Viele Teile des Landes sind nämlich entwaldet. Die Bauten mit den aschfahlen, grauen Steinen sehen nicht so gut aus. Deshalb bat ich unseren Baumeister bei den jetzt anstehenden Bauten Putz aus Sand, Zement und dunkelroter Farbe aufzutragen.
Ärger gab es auch! Der Bau von zwei Sekundarschulen wurde nicht, wie vereinbart, neben den Primaries begonnen, sondern ein ganzes Stück weit entfernt. Es gab wohl Auseinandersetzungen wegen der Grundstücke. In beiden Fällen haben sich die jeweiligen Parlamentsabgeordneten eingeschaltet: andere Grundstücke gesucht und in einem Fall erworben. Ein Grund war, dass die Regierung will, dass die Absolventen von zwei und mehr Primaries zu den Secondaries gehen können. Ich habe gemeckert wegen des Schulweges. Das aber sei bei den Sekundarschulen normal und ok! Es gibt viel zu wenig davon.
Die Stimmung im Land ist schlecht. Die Inflation sehr hoch. Einer neuen Erhebung zufolge leben 30 %der Bevölkerung in Hunger. Bei der Wahl im September steht wohl ein Regierungswechsel an.
Die Fahrerei war diesmal schwieriger. Die Regenzeit hat später eingesetzt und hielt bis Mitte Mai noch an. So waren die ausgewaschenen Pisten seifig, schlammig und wir landeten im Graben, fast auf dem Dach. Mit vereinten Kräften kamen wieder auf den Weg zur nächsten Schule …
Zum Schluss:
Herzlichen Dank allen, die uns geholfen und so kräftig gespendet haben. Herzlichen Dank auch unseren Helfern vor Ort und den vielen Frauen, die das Wasser anschleppen und an die vielen Bauarbeiter.
Ihr
Ihr F.-J. Kuhn
Vorsitzender
Impressionen
[Bilderbogen Malawi im Mai 2025 ...]